Aufruf zum Handeln: Wasserexpertinnen und -Experten diskutieren GRoW-Ergebnisse und geben Empfehlungen zur Überwindung der globalen Wasserkrise
Am 20. und 21. Oktober 2020 präsentierten 12 Verbundvorhaben ihre Ergebnisse aus 3 Jahren angewandter Wasserforschung und führten die GRoW-Fördermaßnahme zu einem würdigen Abschluss. Bis zu 400 Experten aus Forschung, Politik und Praxis kamen zusammen, um die in GRoW entwickelten innovativen Wassermanagementlösungen und –Empfehlungen zur Erreichung von SDG 6 zu diskutieren. Ein Corona-induziertes hybrides Konferenzkonzept schuf eine Brücke zwischen der physischen und der virtuellen Welt. Somit konnten sich neben 35 Teilnehmenden vor Ort im Umweltforum in Berlin weitere 360 virtuell Teilnehmende aktiv beteiligen.
GRoW-Ergebnisse und Empfehlungen
Nach drei Jahren angewandter Forschung präsentierten und diskutierten Koordinatorinnen und Koordinatoren der 12 GRoW-Verbundvorhaben Lösungen und Empfehlungen zur Erhöhung der Steuerungskompetenz im Wassersektor. Die methodisch vielfältigen und interdisziplinären Ansätze setzen hierbei einen besonderen Fokus auf die Verknüpfung von globalem und lokalem Handeln.
Ein Schwerpunkt der vorgestellten GRoW-Ergebnisse stellten neue Wege der Verarbeitung digitaler Daten zur Entwicklung verbesserter Monitoringsysteme sowie Prognosen dar. GRoW-Verbundprojekte nutzten hierbei neue, hochaufgelöste Satelliten- und meteorologische Daten zur Beobachtung von beispielsweise landwirtschaftlicher Wassernutzungseffizienz (ViWa) und Dürrerisiken (SaWaM, GlobeDrought). Hierbei schaute das Projekt GlobeDrought nicht nur auf Dürrerisiken, sondern berücksichtigte ebenso die Verwundbarkeit gegenüber Dürrewirkungen und deren Exposition. Die sich daraus ergebenden neuen Erkenntnisse über globale Zusammenhänge und lokale Auswirkungen sollen es Entscheidungsträgern erleichtern, konkrete Maßnahmen für die Umsetzung des SDG 6 zu entwickeln. Wie wichtig diese neuen Erkenntnisse aus der Wissenschaft sind, betonte auch der sudanesische Wasserminister H.E. Dr. Yasir Mohamed, der online als Redner zu Gast war. Anhand eindrucksvoller Bilder und Zahlen zeigte er, wie zunehmend häufig auftretende Überschwemmungen und Dürren Menschen, Städte und Natur im Sudan bedrohen – und wie entscheidend zuverlässige saisonale Prognosen sind.
Ein weiterer Schwerpunkt der GRoW-Ergebnisse sind Strategien zur Integration eines nachhaltigen Wassermanagements in globale Versorgungsketten. Drei strategische Säulen erwiesen sich hierbei als besonders wirkungsvoll: Zusammenarbeit mit Lieferanten, Berücksichtigung des Wasserfußabdrucks bei der Produktentwicklung sowie nachhaltige Beschaffung. Das Projekt WELLE stellte sein neues Organisational Waterfootprint Tool vor, das Unternehmen bei der Effizienzsteigerung in der Wassernutzung unterstützt. Einem ähnlichen Ziel folgend, entwickelte und präsentierte das Projekt InoCottonGRoW Ergebnisse und Handlungsempfehlungen zur Verbesserung des Wasserfußabdrucks des pakistanischen Baumwollsektors.
Andere GRoW-Verbundprojekte entwickelten und erprobten innovative Wassergovernancesysteme. Im Rahmen des Projektes iWaGSS und der Arbeitsgruppe zum Querschnittsthema „Anreizsysteme“ konnten Sieben Sünden im örtlichen Wassermanagement und sich daraus ergebende Erfolgsfaktoren herauskristallisiert werden. Nachhaltige Finanzierungsmodelle stellten einen Schwerpunkt dar. Mit dem Fokus auf die nachhaltige Bewirtschaftung großer unterirdischer Wasserspeichersysteme stellte das Projekt MedWater ein global anwendbares webbasiertes „real-time data based decision support system“ vor. Das DSS führt Ergebnisse aus Grundwassermodellen, Klimaprognosen und Szenarioanalysen zusammen und gibt Entscheidungsträgern Empfehlungen für nachhaltige langfristige Bewirtschaftungskonzepte. Das Projekt STEER untersuchte eine optimierte Umsetzung integrierter Ansätze im Wassermanagement und entwickelte hierfür eine diagnostische Wassergovernance-Toolbox. Mit Hilfe dieser Toolbox können Koordinationsherausforderungen im Wassermanagement identifiziert und Verbesserungsinstrumente bewertet und entwickelt werden. Neben einem optimierten Wassermanagement sind ebenso der Einfluss und die Wechselwirkungen zu anderen Sektoren bedeutend. Das Projekt WANDEL untersuchte in diesem Kontext den Einfluss von Wassermanagement auf die Energiewende und präsentierte ein Indikatorenset für eine verbesserte, koordinierte Steuerung beider Ressourcen.
Des Weiteren brachte GRoW innovative Maßnahmen zur Stärkung und konsequenten Umsetzung einer transparenten und wissenschaftlich fundierten Wasserbewirtschaftung hervor. Dies wird besonders wichtig bei Abwesenheit oder Versagen staatlicher Wassermanagementinstitutionen und ermöglicht eine Selbstorganisation betroffener Stakeholder. Das TRUST Projekt entwickelte zur Erarbeitung von nachhaltigen und nutzerfreundlichen Konzepten ein strategisches Entscheidungstool, welches neben naturwissenschaftlichen Daten ebenso sozioökonomische Bedingungen berücksichtigt. Ebenso wichtig ist die Zusammenarbeit von Anwendern, Softwareentwicklern und Wissenschaftlern. Um dies zu fördern, entwickelte das go-CAM Projekt eine CAM-Dialogplattform, welche als Vermittlungsinstrument verschiedene Nutzeranforderungen gegenüberstellt. Ein weiterer Aspekt zur Stärkung von Wasserbewirtschaftungen wurde vom Projekt MuDak-WRM beleuchtet: hier fördert eine reduzierte, angemessene Modellkomplexität die Anwendbarkeit und Nutzerfreundlichkeit. Dies ist besonders zielführend für Regionen mit begrenzter Datenverfügbarkeit.
Stakeholder Foren
In Stakeholder Foren diskutierte die GRoW-Community den Transfer der GRoW-Lösungen in die Praxis. Stakeholder präsentierten ausgewählte Praxisbeispiele aus 40 Fallstudien weltweit zu vier thematischen Schwerpunkten: „Digitale Innovationen für die Verwaltung der Wassermenge“, „Wasserqualitätsmanagement“, „Entscheidungs-unterstützungssysteme zur Verhinderung von Wasserkonflikten“ und „Anwendung von Tools zur Ermittlung des Wasserfußabdrucks“. Zum einen stellten Systementwickler die Fortschritte bei der Erstellung benutzerfreundlicher Tools vor, darunter z.B. die webbasierte Softwareanwendung zur Unterstützung eines Water Safety Plan (WSP)-Konzepts von VisDat. Zum anderen stellten Stakeholder die Nutzung und Übernahme der in GRoW entwickelten Systeme vor, wie beispielsweise die Anwendung von Wasserfußabdrucktools durch Evonik. Weitere internationale Fallstudien stellten die Erstellung eines Wasserfußabdrucks bei der Energiegewinnung durch Zuckerrohr in Brasilien und des Wasserqualitätsfrühwarnsystems zum Schutz des Krügernationalparks in Südafrika durch SANParks dar.
Aussichten zum Abschluss der GRoW-Fördermaßnahme
GRoW bringt eine Vielzahl von Methoden und Werkzeugen zur Unterstützung der Erreichung des SDG 6 hervor. Diese müssen nun in Folgeaktivitäten von Anwendern und Entscheidungsträgern aufgegriffen werden. Das Transfer- und Vernetzungsprojekt GRoWnet wurde um ein halbes Jahr bis zum Sommer 2021 verlängert, um diesen Prozess zu begleiten. In dieser Zeit sollen die GRoW-Empfehlungen zielgruppenspezifisch synthetisiert und transferiert werden.
Der Erfolg der GRoW-Abschlusskonferenz sowie der übergreifenden Initiative GRoW wurde erkenntlich in den fruchtbaren Diskussionen und der produktiven Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für relevante Zielgruppen aus der Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Höhepunkt der Abschlusskonferenz stellte die Podiumsdiskussion mit hochrangigen Vertretern wie Dr. Olcay Ünver (Arizona State University und ehemaliger Stellvertretende Vorsitzende von UN-Wasser), Prof. Stefan Uhlenbrook (Strategischer Programm-Direktor am IWMI), Barbara Gerhager (GIZ), Harald Schölzel (Wasser- und Abwasserexperte die EIB) sowie Peter Saling (Direktor für Nachhaltigkeitsmethoden am BASF) dar. Auch wenn die GRoW-Fördermaßnahme mit der Abschlusskonferenz ein Ende fand, ist es nun wichtiger denn je, dass die erarbeiteten GRoW-Empfehlungen über die Fördermaßnahme hinaus umgesetzt und Aktivitäten fortgeführt werden. Nur so kann einer globalen Wasserkrise entgegengewirkt und ein nachhaltiges Wassermanagement weltweit gefördert werden.
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Aufzeichnungen der Plenarsitzungen und der Stakeholderbeiträge der GRoW-Abschlusskonferenz finden Sie hier.
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